Von 1969 bis 2002 fanden südwestlich des Ortes, an der „Steinrinne“ auf einer eiszeitlichen Terrasse der Wipper umfangreiche Ausgrabungen an einem Rastplatz des Homo erectus statt. In einer Warmphase der Elsterkaltzeit siedelten Frühmenschen am Ufer eines kleinen Sees. Naturwissenschaftliche Datierungen weisen den Funden ein Alter von 400.000 Jahren zu. Durch günstige Erhaltungsbedingungen (Überlagerung mit Travertin) blieb die Oberfläche des Lagerplatzes erhalten. Dadurch konnten Zonen besonderer Tätigkeiten, etwa für das Zerschlagen von Knochen, die Bearbeitung von Holz oder das Anlegen von Feuerstellen, und sogar die Standorte kleiner Wohnbehausungen lokalisiert werden. Eine besondere Stellung nahm ein Pflaster am Rand des Sees ein. Im Bereich dieses Pflasters konnten Reste von insgesamt drei Menschen sichergestellt werden, die Aufschluss über das Aussehen des Homo erectus von Bilzingsleben geben. Fossile Menschenreste haben auch Seltenheitswert, deshalb sind die Funde von Bilzingsleben von höchstem wissenschaftlichen Interesse. Tierknochen mit geritzten Zeichen sind die ältesten Belege eines symbolhaften Ausdrucks. Die Verteilung und Lage der menschlichen Schädelknochen deuten auf eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod hin. Die Arbeits- und Lebensspuren der Urmenschen von Bilzingsleben lassen die Anfänge menschlicher Sprache vermuten. Von den Fertigkeiten der dort siedelnden Menschen zeugen Messer, Bohrer, Kratzer und andere Geräte aus Feuerstein, Hieb- und Hackgeräte aus Geröllen sowie Geräte aus Geweih. Große Travertin- und Muschelkalkblöcke dienten als Amboss. Mit hölzernen Speeren und Stoßlanzen wurde gemeinschaftlich Jagd auf Großwild wie Elefanten, Nashörner, Wildpferde, Hirsche u.a. betrieben. Interdisziplinäre Untersuchungen ermöglichten ein komplexes Bild der Lebensumwelt des Homo erectus.